Ortslage Hohenheide

   

Steinzeitliche Funde weisen auf eine frühe Besiedlung Hohenheides in den nordwestlichen Bereichen (Telgen, Voßberg, Schelk) hin. Die ersten urkundlich genannten Siedler sind um 1787 bekannt. Um 1840 setzte sich die Besiedlung der Hohenheide fort. Die Siedler waren Ackersleute, Schmiede, Ziegelbrenner, Maurer, Zimmermänner, Schneider, Schuster, Weber, Viktualienhändler und Marketender. Um die Jahrhundertwende 1900 entwickelten sich etliche Heimarbeiterbetriebe auf der Hohenheide, die den Fröndenberger Ketten- und Geschirr-fabriken zuarbeiteten. Nebenbei betrieben die meisten Heimarbeiterbetriebe noch eine kleine Landwirtschaft. In den 1930er Jahren zählte man etwa 15 Heimarbeiterbetriebe mit rund 40 Beschäftigten. Mit dem Vormarsch der industriellen Fertigung von Ketten verschwanden diese kleinen Kettenschmieden nach und nach. Bis in die 1950er Jahre konnte sich das alte Gewerbe auf der Hohenheide halten. 

Eine interessante Geschichte ist mit der Kirche Herz-Jesu auf der Hohenheide verbunden. Die wachsende katholische Bevölkerung im Ortsteil Hohenheide wünschte sich ein eigenes Gotteshaus, zumindest eine kleine Kapelle, denn die Wege zur Marienkirche in der Stadtmitte oder zur St. Agneskirche in Bausenhagen waren weit. Der Kirchenbau im spätgotischen Stil mit vorgebautem quadratischen Glockenturm und Satteldach hat seine eigene Geschichte und kann im Detail unter Kirche Herz-Jesu nachgelesen werden. Ein Gedenkstein für die im 1. und 2. Weltkrieg Gefallenen und Verstorbenen des Ortsteils Hohenheide befindet sich an der Nordseite der Herz-Jesu-Kirche. Hinter der Kirche durften auch die Familien, die sich für den Bau stark gemacht hatten, für ihre Angehörigen eine Grabstelle errichten. Die Grabsteine sind heute an der Nord- und Südseite der Kirche aufgestellt
 

   

Nicht nur die Hohenheider Kirche wurde in Selbsthilfe erbaut, sondern später auch die Schützenhalle.

Auf der Heide feierte man seit Jahrzehnten immer in einem Festzelt vom Gastwirt und Zeltverleiher Wilhelm Hölzer.

Anfang der 1970 Jahre liebäugelte man mit dem Gedanken, eine eigene Schützenhalle zu bauen. Treibende Kraft war der damalige Oberst Willi Demmer (genannt Pinsel).

Es wurde nach Grundstücken gesucht, Bauanträge gestellt und Geld gesammelt. Im Frühjahr 1976 war alle Planungen abgeschlossen und man konnte mit dem Bau beginnen.

Es bestand der Wunsch, die Halle bis zum Schützenfest im Sommer so weit fertig zu bauen, dass man dort das Schützenfest feiern konnte. Da alle Arbeiten von den Mitgliedern des Schützenvereins durchgeführt werden sollten, war es ein sehr ehrgeiziger Plan. Aber nach nur 100 Tagen war es tatsächlich geschafft und das erste Schützenfest konnte in der neuen Halle auf der Hohenheide gefeiert werden. 

Zu dieser Zeit waren noch alle Gewerke fertig; es fehlte zum Beispiel die Deckenverkleidung. Aber in den folgenden Jahren wurde die Halle von vielen helfenden Händen fertiggestellt.
 

   

Im 19. Jahrhundert breiteten sich die Kettenfabriken von Iserlohn bis nach Fröndenberg aus. Sie fertigten aber nicht nur in eigenen Betrieb, sondern vergaben das Kettenschmieden in Heimarbeit. So fanden auch zahlreiche Fröndenberger Bauern einen lukrativen Nebenerwerb, indem sie Ketten fertigten. Die meisten Schmiede bekamen das Material (Draht) und auch den Koks von der Fabrik gestellt. War alles Material verbraucht, wurden die fertigen Ketten mit Pferdefuhrwerken zur Fabrik gebracht, der Lohn empfangen und neues Material zum weiteren Verarbeiten mitgenommen. 

Besonders auf der Hohenheide - wo die Böden nicht so ertragreich waren - nutzten viele Bauern diese Möglichkeit des Nebenverdienstes, um ihr Einkommen zu steigern. In den fünfziger Jahren endete diese Form der Heimarbeit. Zu besten Zeiten soll es über 15 Schmieden auf der Hohenheide gegeben haben.   

Sogar im Hohenheider Lied werden die Kettenschmieden besungen:

Wenn‘s des Abends, dann wurd‘ dunkel, sah‘n wir Schmiedefeuer glüh‘n,
|: und die roten Funken sprühten, dabei erklang manch‘ frohes Lied :|
 

    

Eine interessante Geschichte ist mit der Kirche Herz-Jesu – ein Gebäude  im spätgotischen Stil mit vorgebautem quadratischem Glockenturm und Satteldach -    auf der Hohenheide verbunden. Die wachsende katholische Bevölkerung im Ortsteil wünschte sich ein eigenes Gotteshaus, wenigstens eine Kapelle, denn die Wege zur Marienkirche in der Innenstadt oder der St. Agneskirche in Bausenhagen waren weit.  Der Architekt Heinrich Gräbe, Schwiegersohn des Tischlermeisters Heinrich Brinkmann, entwarf Pläne für eine kleine Kirche und gründete einen Kirchenbauverein. Der Gastwirt Wilhelm Demmer stellte ein geeignetes Grundstück zur Verfügung. Es gab Probleme mit der Grundstücksübertragung; dadurch gab es von der Diözese in Paderborn keine Zuschüsse für den Kirchenbau. 

Das Projekt wurde in Eigenhilfe begonnen wobei  die Familien Gräbe,  Demmer und Brinkmann die treibenden Kräfte waren. Anlässlich der Firmung am 31.08.1925 kam es zu versöhnlichen Gesprächen zwischen Bischof Kaspar Klein und Vertretern des Kirchenbauvereins. Es ist überliefert, dass der Bischof beeindruckt war von der Opferbereitschaft dieser Gemeinde und er gab seine Erlaubnis zur Feier der Grundsteinlegung. Am 20.09.1925 konnte endlich der Grundstein gelegt werden und es wurde mit Steinen aus den nahegelegenen Steinbrüchen der „Westicker Heide“ gebaut. Erst zehn Jahre später war der Innenausbau fertig, denn der Baufortschritt hing von der Spendenbereitschaft der Bewohner ab.  In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges wurde der Turm durch zwei Panzergranaten getroffen.

Die damalige Küsterin hisste am Kirchturm die weiße Fahne und bewahrte die Kirche damit vor größerem Schaden. 1965 erhielt die Kirche eigene Glocken und eine Kirchenuhr; 1973 wurde der Innenraum umgestaltet und die Kirche bekam die erste elektronische Orgel.  in den Jahren 1986/87 erfuhr die Kirche innen und außen eine grundlegende Renovierung. 1999 wurde der Kirchturm restauriert; im Jahr 2000 musste die Kirchenuhr erneuert werden.  

Das Rundfenster mit der Darstellung von Herz-Jesu stammt aus dem Jahr 1925 (Künstler nicht bekannt) und wurde bei der ersten Renovierung im Jahr 1962 zugemauert. Im Rahmen der Sanierung 1986/87 wurde das Fenster freigelegt.  

Der Zeitgeist und strukturelle Veränderungen machen auch wieder vor Kirchengebäuden nicht halt. Die kath. Kirche Herz-Jesu wurde im Jahr 2020 als Kinder-Kirche neu konzipiert und verändert. Durch den kath. Kindergarten in direkter Nachbarschaft und weitere zum Pastoralverbund gehörende Kindergärten in der Innenstadt ergab es sich, dass häufig Gottesdienste für kleinere Kinder in der Kirche Herz-Jesu stattfanden. Da lag der Gedanke nahe, der kleinen Kirche auf der Hohenheide ein neues Profil und Alleinstellungsmerkmal zu geben, das den weiteren Bestand des Gotteshauses sichert. 
 

Ortsheimatpfleger:

Georg Klein

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