Stadtteil Fröndenberg- Mitte, Ortslage Westick

     

Westick wird erstmals 1246 urkundlich erwähnt als Westwich; in der Familienchronik Biggeleben ist der Name Westick schon im 15. Jahrhundert verewigt.

Westick war flächenmäßig groß, viel größer als das Gebiet, das zum Stift Fröndenberg gehörte. Die östliche Grenze bildete der Bachlauf „Rambach“, die westliche Grenze der „Ostholzer Bach“ in Ardey. Der Flusslauf der Ruhr bildete die Grenze im Süden. Im Norden endete Westick auf der „Westicker Heide“ (dieser Bereich wurde im Volksmund „Platten Dach“ genannt). 

In Westick, in Höhe der heutigen kath. Josefskirche, wurden Spuren aus der Römerzeit entdeckt: Am Sonntag, 25. Juli 1909 fanden badende Kinder direkt am Ruhrufer einen grünlichen Klumpen, der sich als „Silberschatz“ aus insgesamt 257 römische Münzen entpuppte. Das Dortmunder Museum für Kunst- und Kulturgeschichte bewahrt die Münzen seit 1909 auf und hat sie dokumentiert. 138 Silberdenare des Kaisers Vespasian (69 – 79 n. Chr.) stellen den größten Teil des Schatzes dar; dazu weitere Münzen, deren jüngste aus dem Jahr 175 n. Chr. stammt. 

Das alte Westick war noch im 19. Jahrhundert stark landwirtschaftlich geprägt und bestand aus vereinzelten Gebäuden und den drei großen Höfen Schulze-Westick, Hof Biggeleben und Hof Röttger. Im Jahre 1902 wurde die Ortslage Westick vereinigt mit Fröndenberg Dorf und Stift. Westick entwickelte sich zu einem Wohnort mit dichter Wohnbebauung, dazwischen etliche Mehrfamilienhäuser. Zahlreiche Geschäfte, Betriebe, Kneipen, Sportplatz, Kirche, der Park an der Ruhr und sogar ein Kino gehörten zu Westick und machten die Ortslage quasi unabhängig von Dorf Fröndenberg. Die Bewohner fühlten sich selbstbewusst als „Westicker“. 

Im Laufe der Jahre wandelte sich auch Westick; wenige Geschäfte sind geblieben und die Ortslage rückte näher an Fröndenberg-Mitte heran. Zu den Besonderheiten in Westick zählen das Naturschutzgebiet „Kiebitzwiese“ im Ruhrtal, der Hindenburghain mit Sonnenuhr und Disc-Golf-Anlage an der Ruhr. Direkt am Ruhrtal-Radweg steht das Objekt „Winnie, das Reyclingwesen und weiter in Richtung Stadtmitte liegt die Fahrradkirche St. Josef mit ihrem Angebot für Radfahrer.

     

Die Fahrt auf dem RuhrtalRadweg durch Westick führt am Naturschutzgebiet „Kiebitzwiese“ vorbei. Das ist ein ca. 43 Hektar großer Auenbereich der Ruhr. Der Name „Kiebitzwiese“ ist abgeleitet von einer alten Flurbezeichnung. Der ruhrnahe Bereich vom „Rammbach“ in Warmen bis zur Graf-Adolf-Straße entlang der Ruhr wurde 2002 unter Naturschutz gestellt mit dem Ziel, eine grünlandbetonte, offene und wasserführende Auenlandschaft wiederherzustellen. Die zuvor intensiv genutzten Ackerflächen vernässten wieder, nachdem alte Be- und Entwässerungsgräben außer Betrieb genommen wurden. Dadurch konnte ein auentypischer hoher Wasser-stand in diesem Gebiet rekonstruiert werden.

Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die in Flusslandschaften ihren Lebensraum haben, kehrten zurück zur „Kiebitzwiese“ und brüten seit 2012 hier wieder. Die offenen Wasserflächen wirken inzwischen wie ein Magnet auf Wasser- und Watvögel. Zur Zugzeit sind in der „Kiebitzwiese“ zahlreiche Entenarten zu beobachten.

Größere Ansammlungen von Gänsen nutzen im Herbst und Winter die Flächen als Mauser- und Ruheraum. Auf der Ruhr sind Enten-, Taucher- und Sägerarten zu sehen. Libellen haben die Kiebitzwiese wieder für sich entdeckt. Diese halten sich gern am Rande von Gewässern in den dort anzutreffenden Pflanzen auf.

Ganzjährig ist eine kleine Herde Heckrinder auf der „Kiebitzwiese“ zuhause. Die Tiere sorgen dafür, dass größere Grünland-bereiche frei von Gehölzen und offen bleiben.

Ein erhöhter Aussichtsplatz ist mit einem Fernrohr und Schildern ausgestattet. Meist sind die Heckrinder gut zu beobachten, die durchs Gelände streifen. Je nach Jahres-zeit und mit ein bisschen Glück kann man die Störche in ihrem Nest beobachten.

Wer mehr über das Naturschutzgebiet Kiebitzwiese wissen möchte, kann Details auf der Internetseite der Ökologischen Station des Kreises Unna finden.

   

Peter Trautner, 1951 geboren in Essen, gestorben 2017, hat in seinen Schaffensjahren in Fröndenberg Spuren hinterlassen. Er gründete im Jahr 2011 den Kunstverein Fröndenberg e.V. und organisierte gemeinsam mit Gleich-gesinnten Kunstausstellungen. Ein leer-stehendes Ladenlokal an der Alleestraße wurde zu neuem Leben erweckt und es fanden dort wechselnde Kunstausstellungen statt.

Peter Trautner war Autodidakt und nahm zahlreiche Einflüsse zeitgenössischer Künstler auf. Er informierte sich intensiv über die Kunstgeschichte und erwarb sich Wissen und Praxis des Bronzegusses. Anfangs schuf Peter Trautner Zeichnungen und Bilder im kleineren Format, später gestaltete er auch Wände und Fassaden in ganz Deutschland. Skulptur und Plastik wurden auch Bestandteil seines kreativen Schaffens.

Der Kontakt zum Unnaer Künstlerkreis und dem Glaskünstler Wilhelm Buschulte führte 1981 zur Gründung der Künstlergruppe UN-art und zu wechselnden Ausstellungen und Aktionen in Italien, Ungarn und den Niederlanden.

In Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern entwickelt Peter Trautner sich weiter und schuf mit humorvollem Ansatz Objekte wie „Winnie“, eine bunte Plastik aus Stahl und aus recycelten Gas- und Wasserrohren, die seit 2009 direkt am RuhrtalRadweg in Westick steht (im Einmündungsbereich Schillerstraße 50/ Graf-Adolf-Straße).

„Winnie“, das Recyclingwesen ist rund vier Meter hoch und hat einen Umfang von rund zwei Metern.

Der Kunstverein Fröndenberg e.V. hat sich im Jahr 2019 der Skulptur angenommen und die verwitterte Farbe erneuert.

   

Unweit der Ruhr in Westick liegt die katholische Kirche St. Josef. Ihr Bau geht vor allem auf eine Initiative der Westicker Bürger zurück. 1962 wurde der Grundstein gelegt und 1964 wurde die Kirche geweiht. Es handelt sich um einen modernen einschiffigen Saalbau mit Satteldach aus Kupfer und einem angebauten Seitenschiff mit Flachdach. Am unteren Ende des Satteldaches sind auf jeder Seite sieben Satteldachgauben zwischen den Betonsparren eingelassen. Dort befinden sich 14 Dachgaubenfenster mit sehr abstrakt gehaltener Gestaltung in Bleiglas. Auf der gesamten Länge der Nordseite des Seitenschiffs ist der Kreuzgang in Glas- und Steinbildern dargestellt. Alle Fenster hat der bekannte Unnaer Künstler, Maler, Graphiker und Glasbildner Wilhelm Buschulte (1923-2013) entworfen. Die Glasmalerei Peters Studios in Paderborn hat seine Entwürfe umgesetzt.

Im Jahr 2020 nahm der Plan Gestalt an, die Kirche zu einer „Fahrrad-Kirche“ zu entwickeln. Der Gedanke liegt nah, denn an der Josef-Kirche führt der bekannte und vielbefahrene RuhrtalRadweg unmittelbar vorbei. Das Projekt ist inzwischen umgesetzt und wurde in der Fahrradsaison 2021 bereits gut angenommen. Vor der Kirche stehen eine E-Bike-Ladestation und eine professionelle Luftpumpe zur Verfügung. Im Inneren der Kirche ist ein Mediales Kirchensystem installiert, mit dem der Besucher Texte, Predigten, Musik, Lichtgestaltung nach Wunsch abrufen kann.

   

Nahe der Ruhr liegt in Westick der Hindenburghain. Dieser Park wurde vom damaligen Gemeindewerksdirektors Ernst Möller (1872-1954) geplant und in der Zeit von 1927 bis 1930 im Rahmen von Notstandsarbeiten zur Beschäftigung von Arbeitslosen nördlich des Ruhr-Flussbettes angelegt und unter dem Namen „Ruhrpark“ am 18. Mai 1928 offiziell der Öffentlichkeit übergeben.

Am 19. April 1933 beschloss der Gemeinderat die Umbenennung des Parks in „Hindenburghain“ zu Ehren des ehemaligen Reichspräsidenten und Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg (1847-1934).

Die Flutwelle nach der Bombardierung der Möhnetalsperre in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 zerstörte auch den Ruhrpark und entwurzelte die Bäume. Einzig eine Buche hat die Flutwelle überstanden.

Nach dem Krieg wurde die Parkanlage bis in die 1950er Jahre neu angelegt und bepflanzt. Aus einem großen Blumenbeet im Zentrum des Geländes entstand in den 1960er Jahren eine Springbrunnenanlage. Im Jahre 2006 wurde der alte, nicht mehr funktionstüchtige Springbrunnen durch den Künstler Peter Bucker aus Kamen umgestaltet. Sein Ansatz war, Altes in Neues zu integrieren und ein Symbol für die Vergänglichkeit und Veränderung zu schaffen: Der Künstler beließ die Reste der abbröckelnden Untergrundfarbe und auch die roten Rohre aus dem Pumpenschacht. In der Mitte der Brunnenschale malte er eine Sonne und ringsum die Monatsnamen auf. So schuf er eine interaktive Sonnenuhr; man stellt sich auf den Namen des aktuellen Monats und streckt den Arm in Richtung Himmel. So übernimmt der Mensch die Funktion des Schattenstabes und kann anhand des eigenen Schattenwurfs die Uhrzeit ermitteln.
Seit 2017 gibt es für sportlich Aktive im Park außerdem eine DiscGolfPark-Anlage mit neun Bahnen.

Ortsheimatpfleger:

Willi Schnieder

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